Mittwoch, 07. September 2022

Gemeinsam gestalten wir die Zukunft der Gebäudeautomation mit KNX

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Daumen hoch von den Gründungsmitgliedern: Als neuer Verein ist KNX Deutschland e.V. nun offiziell eingetragen und hat sich der Förderung, Weiterentwicklung und Verbreitung der KNX-Technologie verschrieben. Die BusSysteme sprach mit dem Vorstand des KNX Deutschland, Hans-Joachim Langels, Markus Fromm-Wittenberg und Michael Möller, über die vielen Vorteile und Möglichkeiten der KNX Gebäudesystemtechnik und die neue Dialogplattform, die alle am Bauprozess Beteiligten zusammenbringen will.

BusSysteme >> Mit der Gründung des neuen Vereins will sich KNX in Deutschland noch breiter aufstellen. Zuvor war KNX beim ZVEI angesiedelt und dort auch lange Zeit in guten Händen. Welche Gründe gibt es für die Neuaufstellung und wer kann zukünftig im KNX Deutschland e.V. Mitglied werden?

Hans-Joachim Langels >> Mit der Gründung des Vereins ist KNX in zweifacher Hinsicht breiter aufgestellt. Zum einen haben nun auch Firmen, die nicht im ZVEI Mitglied sind, die Möglichkeit, sich im KNX Deutschland e.V. zu engagieren. Damit adressieren wir auch kleinere KNX-Hersteller. Zum anderen beziehen wir weitere Zielgruppen ein. Zu den fünf Mitgliedsgruppen des Vereins zählen: weiterhin die Gruppe der Hersteller, das Elektrohandwerk mit seinen Systemintegratoren, der Großhandel, die Gruppe der Wissenschaft und Bildung - darunter auch die KNX Schulungsstätten - und als fünfte Gruppe alle anderen am Bauprozess Beteiligten wie Architekten, Investoren, Fachplaner und Gebäudebetreiber, die KNX als Teil der Gebäudeinfrastruktur nutzen. Unser Ziel ist es, gemeinsam KNX nach vorne zu bringen und die Marktpräsenz deutlich zu verstärken. Mehr denn je ist es notwendig, die reine Herstellersicht zu verlassen und sämtliche Stufen des Bauprozesses und die dazugehörigen Verantwortlichen zusammenzubringen.

Michael Möller >> Mit unserem großen Wunsch, die KNX Organisation in Deutschland breiter aufzustellen, fanden wir auch in der internationalen KNX Association in Brüssel großen Rückhalt und Zuspruch. Sehr zielgerichtet wurde eine Arbeitsgruppe etabliert, die sich mit der Gründung einer KNX Deutschland beschäftigte. Der ZVEI hat als Herstellerverband KNX lange Zeit hervorragend gefördert. Für die anstehenden Herausforderungen ist ein Dialog über alle am Bauprozess Beteiligten notwendig. Mit dem neu gegründeten KNX Deutschland Verein können wir nun stärker und gezielter ins Marketing von KNX gehen, zukünftig über noch mehr Kanäle, Plattformen und auch Social Media informieren.

BusSysteme >> Wen möchten Sie im neuen Verein zusammenbringen und welches Potenzial schlummert darüber hinaus noch in der KNX Community in Deutschland?

Markus Fromm-Wittenberg >> Wir verstehen den neuen Verein als Dialogplattform. Genau diesen Dialog wollen wir künftig breiter aufstellen. Dazu möchten wir alle Stakeholder zusammenbringen. Wichtig ist es uns, genauer hinzuschauen und die Anforderungen und Perspektiven aus den verschiedenen Stakeholdergruppen zu definieren und aufzunehmen. Diese zusammengetragenen Informationen wollen wir in die systemische Weiterentwicklung von KNX einbauen. KNX hat großes Potenzial, viele Vorteile und über die Jahrzehnte viel erreicht. Wir wissen, dass wir mit KNX eine technische Gebäudeinfrastruktur haben, die uns in die Lage versetzt, neueste Technologien einzubinden. Unsere Aufgabe ist es, diese Vorteile auch deutlich zu machen, sodass sie beim Kunden ankommen und verstanden werden.

BusSysteme >> Zurück zu den Eckdaten der Vereinsgründung: Wer sind die Mitgliedsunternehmen der ersten Stunde und wie stellt sich der Vorstand auf? Ist eine Zusammenarbeit mit der KNX Ass. und den Organisationen der Nachbarländer vereinbart?

Markus Fromm-Wittenberg >> Wir haben am 27. Juni 2022 in Frankfurt den KNX Deutschland e.V. gegründet. Anwesend waren alle vierzehn Gründungsmitglieder: Adalbert Zajadacz GmbH & Co. KG, Albrecht Jung GmbH & Co. KG, Alexander Bürkle GmbH & Co. KG, BAB Technologie GmbH, Elsner Elektronik GmbH, Gira Giersiepen GmbH & Co. KG, Insta GmbH, KNX Professionals e.V., MDT technologies GmbH, Siemens AG, Sonepar Deutschland GmbH, Theben AG, Voltus GmbH und Wieland Electric GmbH. Wir freuen uns über eine sehr heterogene Zusammensetzung. Wir haben sowohl den Handel dabei, aber auch Systemintegratoren und Hersteller. Das ist genau die Basis, die wir uns vorgestellt haben.

Als Vorstände (v.l.n.r.) wurden Michael Möller von der Voltus GmbH, Hans-Joachim Langels (Vorstandsvorsitzender) von der Siemens AG und Markus Fromm-Wittenberg von der Gira Giersiepen GmbH & Co. KG gewählt. (Fotoquelle: BusSysteme)

Hans-Joachim Langels >> Als Nationale Gruppe setzen wir die enge Zusammenarbeit aus der Gründungsphase mit der KNX Association fort. In der Satzung ist festgelegt, dass die Mitglieder die Ziele des Vereins aktiv unterstützen müssen. Wir haben deshalb nicht nur fünf Mitgliedsgruppen, sondern eine Projektorganisation, in der Beirat, Vorstand und Mitglieder ihr Fachwissen einbringen und Projekte verantwortungsvoll und ergebnisorientiert umsetzen sollen. Die Ergebnisse aus den Projekten werden wir mit der KNX Association teilen. Weiterhin wollen wir mit anderen Nationalen Gruppen einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch aufbauen und pflegen.

Michael Möller >> Natürlich setzen wir auch auf die Zusammenarbeit mit der KNX Ass. Hier gilt unser Dank den Kollegen aus Brüssel, besonders Heinz Lux, der uns in der Gründungsphase maßgeblich unterstützt hat. Die KNX Ass. hat ein großes Interesse daran, dass die Landesgruppen gut aufgestellt sind. Manche Länder machen es besonders gut, wie zum Beispiel die Schweiz. Wir haben uns in unserer Vereinsstruktur teilweise an den Schweizern orientiert. Auch das gehört zu KNX: Wir lernen voneinander. Deutschland ist meines Erachtens ein sehr wichtiges Land im KNX Bereich und sollte auch viel Input in die Organisation einbringen.

BusSysteme >> Von Twisted Pair zu KNX IoT und KNX Secure: Was ist die Herausforderung, um KNX als interoperablen Standard in die Zukunft zu führen?

Markus Fromm-Wittenberg >> Mit dem Begriff Interoperabilität können nur wenige Kunden etwas anfangen. Letztlich bedeutet es doch einfach, dass wir auf Basis von KNX dieselbe Sprache sprechen. Über 500 Hersteller bringen Produkte in den Markt und kommunizieren miteinander, ohne sich die Frage zu stellen, ob das funktioniert. Ja, es funktioniert! Und das auch sicher - dank KNX Secure. Das ist eine gute Nachricht, die nicht untergehen sollte. Und natürlich sind wir in der KNX-Technologie nie stehen geblieben, sondern über die Jahre gewachsen. Wir haben nicht nur Twisted Pair, sondern auch KNX RF für Funk, KNX NetIP oder aktuell KNX IoT. Zukünftig wird es entscheidend sein, immer wieder neue Technologielösungen in KNX zu integrieren. Das kann uns gelingen, weil wir als Grundlage in derselben Sprache kommunizieren.

Hans-Joachim Langels >> Eine Herausforderung wird sein, die KNX Technologie in die Berufsfelder hineinzubringen, die in der Automation bisher wenig herstellerübergreifend arbeiten. In diesen Anwendungsfeldern sind die Schnittstellen zwischen Produkten unterschiedlicher Hersteller noch nicht so eindeutig definiert, dass sie den heutigen Anforderungen an Interoperabilität entsprechen. Wir wollen mit KNX auch diese Bereiche der Gebäudeinfrastruktur einbinden und modernisieren. Unser Ziel ist es, die Themen der Zeit aufzugreifen und Lösungen dafür zu entwickeln. Dazu gehören Energiemanagement und die Digitalisierung der Bauprozesse. Als KNX Deutschland streben wir an, die Verfahrensweise von der Planung über die Umsetzung bis hin zum Betrieb zu beschleunigen.

BusSysteme >> Sie wollen als Verein auch mit den Vorurteilen, die es zu KNX gibt, aufräumen. Was antworten Sie auf den Vorwurf, KNX sei zu teuer und lediglich für den Neubau interessant?

Michael Möller >> Ich begegne diesem Vorurteil häufig und sehe es eher als Falschurteil. Wenn man vergleicht und tiefergehend recherchiert, ist das Ergebnis immer: KNX ist genauso günstig oder genauso teuer wie andere Systeme. Will man einen echten Vergleich, dann sollte man sich die Preise für die Einzelkomponenten, für die Software und die Dienstleistung, die dahintersteht, anschauen und dann das Gesamtpaket beurteilen. Hier hat sich KNX bewegt. Wir haben bei den Einzelprodukten, aber auch bei den Softwarelizenzen eine große Bandbreite an Möglichkeiten. Interessant wird es bei den Kosten für die Dienstleistung. Hier muss man ehrlich sagen: Alle Dienstleistungen, die ein ernst-zu-nehmendes System integrieren und ihre Sache gut machen, kosten Geld. Das hängt dann von dem Handwerksbetrieb ab. Hier lautet das Gesetz: Erfahrung schafft Geschwindigkeit, Erfahrung schafft Präzision. Im Übrigen ist KNX nicht nur für den Neubau interessant. In der Nachrüstung kann ein KNX Funksystem sehr gut kombiniert werden.

Markus Fromm-Wittenberg >> Am Ende ist die Preisfrage eine Sache der Planung und der Komponentenauswahl. Die Planung macht es erforderlich, sich mit den Anforderungen und Wünschen des Kunden auseinanderzusetzen und sich mit den Systemen und ihren Vorzügen auszukennen. Wenn ich von Anfang an mit KNX als Grundlage in der technischen Gebäudeinfrastruktur arbeite, kann ich später darauf aufsetzen und verschiedene Gewerke und somit Branchen miteinander vernetzen. Ganz nach dem Motto, Heute schon an Morgen denken, um den vor uns liegenden Herausforderungen jederzeit gewachsen zu sein.

BusSysteme >> Wie kann der KNX Standard zur Lösung der anstehenden Herausforderungen – Klimaneutralität, Energiewende oder Sektorkopplung beitragen? Konkret gefragt: Kann KNX helfen, Energie zu sparen?

Michael Möller >> Auf jeden Fall! Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges und der Klimakrise ist die Energiefrage entscheidend. Jede Kilowattstunde wird berechnet. Wie manage ich die Energie im Gebäude bzw. wie setze ich die zur Verfügung stehende Energie am sinnvollsten ein. Hier sind wir dann schnell beim Thema IoT und Sektorkopplung. Das setzt voraus, dass die Geräte miteinander sprechen können. Die alte Denke funktioniert nicht mehr. Um Energie einsparen zu können, muss alles auf Kooperation und Kommunikation ausgerichtet sein und da ist KNX als Basis die richtige Systemlösung.

Hans-Joachim Langels >> Das Schöne ist: Bei KNX steckt die Intelligenz bereits im System. Mit KNX IoT haben wir einen Migrationspfad, mit dem wir noch nicht miteinander vernetzte Systeme zu vernetzten Systemen machen können, die dann herstellerübergreifend funktionieren. Insbesondere beim Thema Energiemanagement ist KNX IoT der Schlüssel zur Integration unterschiedlicher Anlagen. 

BusSysteme >> Sie setzen auf neue Wege in der Kommunikation und im Marketing für alle am Bauprozess Beteiligten. Wird es einen gemeinsamen Auftritt auf der Light + Building geben? Worauf können wir uns freuen?

Markus Fromm-Wittenberg >> Wir werden auf der Light + Building auf die Neugründung anstoßen und uns den Fragen der Besucher stellen. Eindeutig mit dem Ziel: neue Wege zu beschreiten, gemeinschaftlich mit allen am Bauprozess Beteiligten. Besuchen Sie uns am Gemeinschaftsstand mit den KNX Professionals in Halle 11.1 / C93. Wir freuen uns auf den Dialog mit Ihnen.